Die einfachste Art TeX kennen zu lernen, ist damit zu arbeiten. Sie sollten daher beim Lesen dieses Kapitels die Möglichkeit haben, die Beispiele, die hier gezeigt werden, auszuprobieren. Dazu ist es hilfreich, wenn sie neben dem Programm TeX selber auch noch einen Editor und ein Programm zur Anzeige der Ergebnisse bei der Hand zu haben und zu wissen, wie sie bedient werden.
Wenn sie TeX starten, sollte dieses sich ungefähr so melden:
This is TeX, Version 3.14159 (Web2C 7.4.5)
**
Das doppelte Sternchen zeigt an, dass TeX auf eine Eingabedatei wartet. Geben sie an dieser Stelle '\relax' ein, zusammen mit dem Gegenschrägstrich und schließen sie die Eingabe mit einem Return ab, oder was immer bei ihrem System die Eingabe sonst abschließt. TeX war zwar bereit und in der Lage ganze Bücher zu setzen, aber durch die Angabe von '\relax' haben sie TeX gesagt, dass nun keine Eingabedatei kommt, sondern ein einfacher Lauf zu erwarten ist und dass es sich erst mal beruhigen soll.
Nach der Eingabe sollte sich TeX mit einem einfachen Sternchen zurück melden. Sie können nun mal 'Hallo' eingeben, oder was ihnen sonst so einfällt. Abschließend sollten sie dann '\end' eingeben. Daraufhin wird TeX irgendwas in der folgenden Art ausgeben:
[1]
Output written on texput.dvi (1 page, 212 bytes).
Transcript written on texput.log.
Die abschließende Mitteilung ist so zu lesen, dass TeX eine Seite ausgegeben hat, angezeigt durch die '[1]' und diese in die Datei 'texput.dvi' geschrieben hat. Wenn TeX keinen anderen Dateinamen kennt, dann wird die Ausgabe immer in die Datei 'texput' geschrieben. Die Endung '.dvi' steht für: device independent, was soviel wie geräteunabhängig bedeutet. Das ist das Ausgabeformat von TeX, das sich von den unterschiedlichsten Programmen auf die unterschiedlichsten Medien ausgeben lässt.
Sie sollten sich an dieser Stelle schlau machen, wie man eine solche Datei ausgeben kann und wie man sie auf dem Bidschirm sichtbar machen kann. Beides sollte durch verschiedene Programme geschehen.
Nun kennen sie einen kompleten Lauf von TeX, angefangen mit der Eingabe in TeX, Erzeugung der Ausgabedatei und der Möglichkeit diese anzuzeigen und auszudrucken. Allerdings sollte nun ein Beispiel folgen, bei dem die Eingabe nicht einfach in TeX eingegeben wird, sondern in eine längere Datei, damit auch mehr Möglichkeiten vorgestellt werden können. Ich halte mich hier an das Originalbeispiel von D. Knuth.
Verwenden sie ihren Lieblingseditor (vim), um die folgenden Zeilen in eine Textdatei zu schreiben (ohne die Zahlen) und speichern sie diese unter dem Namen 'story.tex' ab.
1 \hrule 2 \vskip 1in 3 \centerline{\bf A SHORT STORY} 4 \vskip 6pt 5 \centerline{\sl by A. U. Thor} 6 \vskip .5cm 7 Once upon a time, in a distant 8 galaxy called \"O\"o\c c, 9 there lived a computer 10 named R.~J. Drofnats. 11 12 Mr.~Drofnats---or ``R. J.,'' as 13 he preferred to be called--- 14 was happiest when he was at work 15 typesetting beautiful documents. 16 \vskip 1in 17 \hrule 18 \vfill\eject
Nun, der Inhalt dieser Datei mag vielleicht ein bißchen merkwürdig erscheinen, aber er soll dazu dienen mal ein paar weitere Eigenschaften von TeX kennen zu lernen.
In der ersten und in der 17ten Zeile steht der Befehl '\hrule'. Dieser sorgt dafür, dass ein horizontaler Strich über die Seite gezogen wird. In den Zeilen zwei und 16 findet sich der Befehl '\vskip'. Dieser fügt einen vertikalen Leerraum, also Abstand ein.
In den Zeilen von 7 bis 15 findet sich dann der eigentliche Text. Dieser besteht aus zwei Paragraphen. Der erste Paragraph wird durch die Leerzeile 15 beendet, der zweite durch den Befehl '\vskip' beendet, da es in Absätzen keinen vertikalen Leerraum gibt.
Es scheint so zu sein, dass der Text sehr viele Kontrollbefehle enthält. Das liegt aber eher daran, dass es sich um einen sehr untypischen Text handelt. Zum einen ist er sehr kurz und zum anderen ist er gedacht, um einige Befehle von TeX erklären zu können. Auffallend ist auf jeden Fall schon mal, dass man sich keine Gedanken mehr um Zeilenumbrüche oder Trennungen Gedanken machen muss. Das erledigt TeX.
In der achten Zeile findet sich die merkwürdige Kontruktion: '\"O\"o\c c'. Der Befehl '\"' ist ja schon bekannt und wird genutzt, um einen Umlaut zu erzeugen. Der Befehl '\c' dient dazu eine sogenannte Cedille zu erzeugen, das ist ein kleines Häkchen unter einem Buchstaben. Das Ergebnis dieser Anweisung ist daher:
Ööç
Der Name der weit entfernten Galaxy.
Der Rest besteht aus den Ligaturen für Anführungszeichen und Bindestriche, die schon bekannt sind. Nur die Tilde '~' ist noch nicht erklärt. Sie sorgt dafür, dass an dieser Stelle ein Leerzeichen eingefügt wird, an dem die Zeile nicht umbrochen werden kann. Somit ist z.B. gesichert, dass der Vor- und der Nachname in einer Zeile stehen.
Ab der 18ten Zeile stehen nun noch die schon bekannten Befehle, die den Rest der Seite auffüllen, '\vfill' und dann die Seite ausgeben '\eject'
Nun soll diese Datei übersetzt werden. Starten sie dazu TeX erneut, allerdings sollten sie nun, wenn TeX mit einem doppelten Sternchen zur Eingabe auffordert, den Namen der Daten 'story' an. Man kann auch den vollständigen Namen der Datei, also 'story.tex', abgeben, aber das ist nicht nötig. Wird keine Dateiendung angegeben, dann nimmt TeX autoamtisch an, dass die Endung '.tex' ist.
Noch ein kurzes Wort zu den Eingabeaufforderungen von TeX.
Wird TeX gestartet, dann fordert es zunächst mit einem doppelten Sternchen zur Eingabe auf und danach nur noch mit einem einzelnen Sternchen. Hier soll nun erst mal erklärt werden, worin denn der Unterschied genau liegt.
Wenn das doppelte Sternchen als Eingabeaufforderung gezeigt wird, dann stellt TeX jeder Eingabe, die nicht mit einem Backslash beginnt, ein '\input' voran. Man kann also auch '\input story' eingeben, aber das ist eigentlich nicht nötig, da dieser Befehl von TeX in dieser Situation automatisch gegeben wird. Wird ein Befehl eingegeben, der mit einem Gegenschrägstrich beginnt, dann wird der Befehl '\input' nicht vorangestellt. Daher hatte ich ihnen auch beim ersten Experiment geraten ein '\relax' einzugeben, was dazu führte, dass der 'interne' '\input'-Befehl nicht ausgeführt wurde,
Wenn bei dem doppelten Sternchen eine Eingabe gemacht wird, die mit einem Kaufmannsund ('&') beginnt, dann nimmt TeX an, dass es sich um eine Definitionsdatei handelt, die zunächst eingelesen werden muss, bevor die eigentliche TeX-Datei eingelesen wird. Normalerweise wird immer die Datei 'plain.tex' eingelesen, es wäre aber auch eine andere Datei denkbar.
TeX beginnt nun ihre Datei einzulesen. Dabei gibt es, ggf. nach diversen andern Meldungen, wie Versionsnummer u.ä. dann die Meldung '(story.tex ' aus. Anschließend wird ein '[1]' ausgegeben, um anzuzeigen, dass die erste Seite erfolgreich ausgegeben werden konnte. Nachdem dann ihre Datei vollständig eingelesen worden ist, wird dies durch die Ausgabe von ')' angezeigt.
TeX wird sich nun wieder mit dem bekannten einfachen Sternchen als Eingabeaufforderung melden, denn die Datei 'story.tex' beinhaltet keinen '\end' Befehl. Geben sie den Befehl '\end' per Hand ein. Sie finden dann eine Datei 'story.dvi', die sie sich genau wie die Ausgabe des ersten Beispiels ansehen können.
Mit dem letzten Beispiel wurde nun gezeigt, wie sie TeX dazu bringen die Eingabe aus einer Datei zu lesen. Der Rest dieses Kapitels soll nun dazu dienen, ihnen zu zeigen, wie TeX auf Fehler reagiert. Über kurz oder lang werden sie Fehler machen, das liegt in der Natur der menschlichen Sache. Es kommt aber darauf an, zu wissen, wie man dann weiter vorgehen sollte und das soll nun gezeigt werden.
Bevor es los geht, sollte allerdings noch etwas anderes erklärt werden. Ändern sie die 13te Zeile unserer Datei in:
he preferred to be called---% error has been fixed!
Das Prozentzeichen '% beendet eine Eingabezeile. Das Zeichen selber und alles, was hinter der Zeile steht, ignoriert TeX. Vor der nächsten Zeile wird auch kein Leerzeichen eingefügt, wie es sonst der Fall wäre. Mit diesem Zeichen können daher Kommentare in eine TeX-Datei geschrieben werden.